Dienstag, 18. Dezember 2007

K.s Traumschiff

Unruhig wirft sich K. auf der Matratze hin und her, die Augen unter den geschlossenen Lidern tanzen wild im Kreis. Etwas klopft an sein Bewusstsein, versucht ihn zu wecken, er kann es aber nicht fassen. Selbst im Schlaf weiss er, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleibt, wieder und wieder schüttelt es ihn auf seinem Lager, bis er endlich halbwegs erwacht und sich ruckartig aufsetzt. Mein Gott, das Wasser! Es steigt und steigt, alles schwankt, und anscheinend hat es noch niemand ausser ihm bemerkt.
K. stolpert unsicher zur Tür, reisst sie auf und blickt den langen Flur entlang. Keine Menschenseele zu sehen, alle Türen sind fest geschlossen. Er wankt nach links, wo er den Ausgang vermutet, hört ein leises Klick, als die Tür hinter ihm ins Schloss fällt. Er klopft an die nächste Tür, murmelt "Aufwachen, alle, gleich ist es zu spät! Das Wasser steigt, schnell!". Erschrocken über sein eigenes, fast unverständliches Gemurmel schwankt er weiter, schlägt mit der flachen Hand an die Tür auf der anderen Seite des Gangs, brabbelt "Das Wasser, herrgottnochmal, nun wacht doch auf! Wir werden alle untergehen!". Keine Reaktion. Die Angst drückt auf die Blase, K. wird schmerzhaft bewusst, dass er sich sich schleunigst erleichtern sollte.
Immer noch schlaftrunken macht K. sich auf die Suche nach einem WC, rüttelt an allen Türgriffen, stammelt schwach von steigendem Wasser, Katastrophe, Untergang und Pinkeln. Niemand reagiert, keine Tür öffnet sich. Endlich gibt eine Klinke nach, K. fällt der Länge nach in den Raum, sieht links und rechts Regale mit Bettwäsche und Handtüchern. Er ist in der Wäschekammer gelandet, aber am anderen Ende des Raums sieht er einen schwachen Schein von Mondlicht am Boden. Schnaufend rappelt er sich auf, macht sich auf den Weg. Ja, dort kann er hinaus schauen in die Nacht, er findet einen Griff, versucht ihn zu drehen, ein Ruck, und die kühle Nachtluft umstreicht seine nackten Beine, weckt ihn noch ein wenig mehr.
Sofort pinkelt K. in hohem Bogen hinaus, seufzend. Er spürt, wie seine Anspannung nachlässt, die Gedanken sich ordnen. Je leerer seine Blase wird, desto grösser werden die Fragezeichen in seinem Kopf. Auf welchem Schiff ist er eigentlich? Wohin ist er unterwegs? Während er sich vergeblich bemüht, auch das letzte Tröpfchen abzuschütteln, gelingt es ihm nicht, sich die jüngste Vergangenheit ins Gedächtnis zu rufen.
Er macht sich wieder auf den Weg, zurück auf den Gang, und plötzlich wird ihm bewusst, dass er lediglich mit einem T-Shirt bekleidet ist. Füdliblutt steht er da, mit der linken Hand stützt er sich an der Wand, die rechte hält sein Gemächt fest umklammert. Stirnrunzelnd neigt er ganz langsam den Kopf zur Seite, und während sich das letzte Urintröpfchen löst und lautlos im Läufer des Gangs versickert, nur einen klitzekleinen Fleck hinterlässt, fällt ihm alles wieder ein.

...

Dssssst, Dsssst, Dsssst.
Dssssst, Dsssst, Dsssst.
Dssssst, Dsssst, Dsssst.

Verschlafen öffnet K. erst ein Auge, dann beide. Er versucht, sich zu sammeln, eine innere Stimme warnt vor Hektik. Das war knapp, heute Nacht. Wäre der Nachtportier nicht so hilfsbereit gewesen, was hätte er dann nur getan, ohne Hosen vor der verschlossenen Zimmertür? Was, wenn ihn jemand beim Pinkeln aus dem vierten Stock in den Innenhof gesehen hätte, oder, noch schlimmer, wenn ein anderer Hotelgast auf sein Klopfen reagiert hätte? Und die Tür aufgemacht hätte - womöglich gar eine Frau, die vielleicht sogar an der selben Schulung teilnimmt wie er?!? Und er hätte ihr etwas von Pipi und Katastrophe vorgebrabbelt, schlaftrunken nur im T-Shirt, sein bestes Stück fest umklammert mit der rechten Hand. Nicht auszudenken!
K. schaltet den Wecker aus, gähnt herzhaft und macht sich auf den Weg zur Dusche. Er schüttelt heftig den Kopf, um die Erinnerung an die Nacht zu verscheuchen Es liegt schliesslich ein anstrengender Tag vor ihm, der zweite des Lehrgangs "Management Training für Geschäftsleitungsmitglieder: Mitarbeitermotivation durch natürliche Kompetenz und gottgegebene Autorität".

Freundliche Grüsse

RP

Montag, 17. Dezember 2007

Schamlose Zweitaufgüsse II

Diesmal war's Herr Schmitz, dem ich eine Geschichte in seinen Blog kleckerte. Dieser Kommentar fiel allerdings nicht einfach vom Himmel (vgl Zweitaufgüsse I) , sondern er folgt dem Forensik-Gutachten, in welchem Herr Schmitz zwei Gesamtsanierungs-Fachkräfte ausführlich vorstellt. Anschliessend war er so freundlich, die beiden an mich weiter zu vermitteln... Das Gutachten gehört also unbedingt gelesen - vorher!

Gelungene Metaphysiker Sanierungsveranstaltung - zwei Forensik-erprobte Fachkräfte sanieren RPs Gewese, gesamthaft.

Grossartig, umwerfend, einzigartig- achwas, ein wirklich-grandioser Scheissdreck war's.
Schon allein die Ankunft der Herrschaften Meier-Kondrack und Prohatzka-Prutzner war ergreifend, um Punkt 17:30 Uhr pellten die beiden sich aus ihrem automobilen Gefährt, welches sie bis in Alpensichtweite befördert hatte, dann das Gestöhne und Gestrecke, das Gejaule über die lange Fahrt, das unwirtliche Wetter, den eklatanten Getränkemangel. Die missmutigen Blicke auf das Gesamtgewese, das Stirnunzeln in Anbetracht der fehlenden metaphysischen Brandbeschleuniger, das ungläubige Entsetzen, als ich zugab, hier in der Schweiz sei das Eimersaufen von Kümmerling eher ungewöhnlich und überhaupt hätte ich keinen besorgt.
Der Wutausbruch, der daraufhin das ohnehin gebeutelte Sanierungsareal in seinen Grundfesten erschütterte, war ebenfalls ein wahres Fest für blinde Augen und taube Ohren. Es erhob sich ein Gekreische und Geheule wie von Furien, ein Klagen, Jammern und Zähneklappern vom allerfeinsten.
Glücklicherweise hatte ich die Grappavorräte (sic!) aufgestockt, und so konnte trotz dieses Fehlstarts die metaphysische Pendelschwingung schon nach kurzer Erholungsphase beginnen, nur schnell je 1-2-3-4-5 Cafe Corretto, damit die beiden wieder zu Kräften kommen. Derart gestärkt beschlossen die Sanierungs-Fachkräfte, mal was Neues aus zu probieren und blieben beim Corretto, da diese Kombination aus Koffein und Obstgeist ganz besondere Schwingungen hervorzurufen vermag. Und in der Tat, nach kürzester Zeit wusste ich kaum noch, wohin ich mich retten sollte vor lauter Pendelgeschäft und fachmännischer Gewesebetorkelung, vor allem aber legte ich die Strecke Esspressomaschine - Grappaflasche - Steingemeier / Prost-hatzka in immer kürzeren Abständen zurück.
So war es denn auch nicht weiter verwunderlich, dass die für den Erfolg der Unternehmung notwendigen Trancezustände nach kaum einer Stunde mit einer Wucht eintrafen, die selbst die beiden gestandenen Spirituosen-Veteranen ordentlich durchrüttelte.

Leider katapultierte das Momentum der Corretti Frau Prohatzka-Prustend direttissimo am anderen Ende des Tranceships wieder hinaus, sie kollabierte ein wenig unelegant im Vorgarten, um sich mit unbändiger Kraft und unendlicher Ausdauer ektoplasmatischen Eruptionen hin zu geben.
Derweil Herr Steinweichmeier zur sanften Landung ansetzte und eindrucksvoll demonstrierte, wie man Kraftlinien-verbiegende und damit klimaschädliche Ektoplasma-Pfützen mit verbundenen Augen auspendeln kann:

Kichernd und glucksend lallte er in allerbester Stimmung, dass es nur darauf ankommt, das sanfte Schmatzen wahrzunehmen, welches das Schuhwerk von sich gibt, wenn man voll reingelatscht ist, ins Porhatzkasche Ektoplasma.

Schliesslich gab er noch den unschätzbaren Ratschlag, dass sich das Gesamtbefinden stark verbessern dürfte, dass Wohlfühlbarometer quasi durch die Decke springen würde, sobald diese störenden Auswürfe beseitigt und er samt komatösem Anhang abgereist sei.
Und genau so war es, das gründliche Hochdruckreinigen des Geweses hat eine überzeugende Wirkung gezeigt, und nachdem auch Frau Prohatzka von zwei sympathischen jungen Männern in Weiss entfernt wurde, ist es hier schön wie selten seit der Anreise des Steinpendel-Duos.
Herr Obsteinmeier hat sich mittlerweile ins Hotel abgesetzt, die Espressomaschine unter dem linken, die Grappakiste unterm rechten Arm. Von dort aus wird er umgehend die Heimreise antreten, sobald sich der Kreislauf seiner unersetzliche Muse und Partnerin stabilisiert hat und sie aus dem Spital entlassen wird.

Freundliche Grüsse

RP

Mittwoch, 12. Dezember 2007

Schamlose Zweitaufgüsse I

Die erste Fassung dieser Geschichte habe ich Herrn Schoss als Kommentar hinterlassen. Die nachfolgende Version habe ich, soweit möglich, etwas angereichert und ein wenig verlängert.


Vor der Küste Portugals gibt es eine Insel, die sich fest in der Hand von Möwen befindet. Man kann Sie nur tagsüber per Schnellboot besuchen, nach der Ankunft geht es über abgesteckte Wege, die sich zwischen halb verwesten Vogelkadavern und Möwennestern hindurch schlängeln, quer über die Insel; das endlose Gekreische lässt die Ohren klingeln und der eigenartige Geruch beisst in die Nase.
Die ganze Insel ist mit einen Überzug aus Möwenkacke bedeckt, es macht den Eindruck, als würde hier unter Hochdruck ein 1:100 Modell der Alpen aus Guano zusammen geschissen, und zwar bis Freitag Punkt 16:00 Uhr.


Am Ende des Weges schliesslich landet man in einer kleinen Bucht mit Sandstrand, in der man sein Badetuch ausbreiten und sich niederlassen kann. Man liest die ein oder andere Seite mehr oder weniger anspruchsvoller Literatur, plantscht ein wenig im Wasser und irgendwann hört man das nervtötende Geschrei der Möwen gar nicht mehr.
Ab Punkt vier Uhr nachmittags allerdings fliegen die Möwen in grösseren Verbänden über die ausgebreiteten Badetücher und scheissen einen Scheissteppich, der imposanter und dichter kaum gekackt werden könnte. Immer dichter und tiefer ziehen die Vögel in Gruppen über die Bucht, bald sind es keine Scheisstupfer im Sand mehr, nein, es ist umgekehrt, es schauen nur noch wenige sandfarbene Flecken aus dem Möwenscheissdrecküberzug hervor.


Diese kackfreien Trittflächen versuchen die angeschissenen Badegäste nun zur Flucht zu nutzen, sie raffen ihre grün-weiss gesprenkelten sieben Sachen zusammen und hüpfen ungeschickt von einer Sandinsel im Scheissemeer zur nächsten. Der Dauerbeschiss der Möwen lässt derweil den ein oder anderen Jüngling in Sekundenschnelle ergrauen und verpasst den Damen hübsche Strähnchen. Über den Weg zwischen den Nestern hindurch geht es im Eiltempo zurück zum rettenden Schnellboot, welches die beschissenen Ausflügler, noch bevor die Kacke richtig fest werden kann, am weniger verkoteten, rettenden Festlandufer absetzt, wo sie sich dann zwanglos der Scheissdreckbeseitigung widmen können.

Bald jedoch kommt die Flut kommt und leckt mit unendlicher Geduld, fast zärtlich, den ganzen Vogeldreck Schicht um Schicht wieder ab, bis er wieder unberührt und einladend daliegt, der verlockende Strandstreifen in der kleinen Bucht auf der Insel, die aussieht wie ein Möwenkackemodell der Alpen (1:100).

Und die nächste ahnungslose Touristengruppe kommt auch schon sehr bald, ganz bestimmt.

Freundliche Grüsse

RP

Sonntag, 9. Dezember 2007

Das musste ja so kommen - RP mit Blog

Warum ein RP Blog?

Es muss im Juli 2007 gewesen sein, noch bevor es ihn wirklich gab, da wurde RP auf einige Blogs aufmerksam, denen er sofort verfiel und die er seitdem regelmässig be-, auf- und heimsucht, um sich den Tag zu versüssen.
Ein paar wohl formulierte Sätze zwischendurch, gern auch mal einen handfesten, himmelschreienden Scheissdreck, das ist so ganz nach RPs Geschmack, die Kommentare kommen als Dessert gerade recht.

Nur wenig später bekam RP seinen Namen und begann, ab und an selber einen Kommentar zu hinterlassen, oder gar zwei. So hätte es bleiben können, alle wären zufrieden gewesen und hätten bis ans Ende Ihrer Tage geblogt, gelesen, kommentiert und vor allen Dingen viel und breit gegrinst.

Dann aber überkamen RP immer wieder heftigste Anfälle von Logorrhoe, die Tasten klapperten hysterisch, es regnete Scheisse vom Himmel und Corretti schwirrten umher, Hosen wurden herunter gelassen und Pantoffeln mussten dran glauben. Kurz, so manche Blog-Kommentar Funktion musste herhalten, dass es der Sau graust.
Das ganze eskalierte schliesslich beim Frühstück am Morgen nach einem grandiosen, kulturell höchststehenden Feingeist-Treffen im Kultur-Bermudadreieck Deutschlands. Mitten ins Gesicht gefragt wurde RP, ob er das wirklich geschrieben hätten, diesen einen, unglaublich fäkalistischen Kommentar.
Ein wenig geschämt hat er sich, der RP, aber genüsslich. Ja, er war das, der einen Kommentar voller Möwenscheisse hinterlassen hatte.

Als er diesen Dreck später nochmals genauer unter die Lupe nehmen wollte, musste er jedoch feststellen, dass es gar nicht so einfach war, ihn wieder zu finden. Sackzement, da lässt RP Möwenkacke vom Himmel regnen als wäre es eine biblische Plage, und nachher versinkt das Geschreibsel in der Flut der Beiträge und Kommentare, so wie ein Möwenschiss im Atlantik.


Portugiesische Seemöwe bei der Trefferauswertung (7 von insgesamt 45 Anflügen absolviert)

Die Lösung ist natürlich ebenso nahe liegend wie folgenreich: Sprechdurchfall wird ab sofort hier gesammelt, da weiss RP immer, wo er ihn finden kann, und es liegt auch alles auf einem Haufen. So wie sich das gehört.

Den Anfang machen also die schamlos wieder aufgewärmten Kommentare, und dann sehen wir mal weiter.

Freundliche Grüsse

RP

Montag, 3. Dezember 2007

In God we trust...

...hence we exclude any liability for His actions.

Gefunden in den Lizenzvereinbarungen eines US amerikanischen Software-Hauses:

Neither of us shall be responsible for failure or delay of performance if caused by: an act of war, hostility, or sabotage; act of God;
electrical, internet, or telecommunication outage that is not caused by the obligated party; government restrictions (including the denial or cancellation of any export or other license); other event outside the reasonable control of the obligated party.

Deus-ex-machina musste schon immer herhalten, wenn etwas hoffnungslos verfahren war. So wie unser Oracle Projekt, zum Beispiel. Hmpf.

Freundliche Grüsse

RP